
Das Wort “flow” kommt aus dem amerikanischen und bedeutet fließen, strömen, sich bewegen. Es wird in vielen unterschiedlichen Kontexten verwendet um die Dynamik und die Bewegung von Aktionen zu umschreiben. Die Psychologie schenkt dem Wort ebenfalls eine große Aufmerksamkeit. Mihaly Czkzentmihalyi ist einer der Vorreiter, wenn es darum geht Flow als die optimale Erfahrung zu umschreiben.
How to reach Flow?
Grundbedingungen des Flows
Es kann von Vorteil sein, wenn du dich den vorangegangenen “Flow”-Situationen bewusstwirst. Solltest du jedoch diese wiederholen wollen, musst du dich den Umständen die zu dem “Flow”-Erlebnisses geführt haben bewusstwerden. Folglich werden die Variablen beschrieben, die Csikzentmihalyi aus seiner empirischen Forschung über das flow-Erlebniss abgeleitet hat. Sie werden auch als die Komponenten der Freude be- schrieben (vgl. Czikzentmihalyi: 73ff).
1. Aufgabe der wir gewachsen sind (Challange-skill balance)

Du wirst mehr Chancen haben den “Flow” zu erleben, wenn die Schwierigkeit der Situation deinen Fähigkeiten entspricht. Die besten Situationen sind die gerade am oberen Ab- schnitt deiner Fähigkeiten liegen, wo du deine eigenen Grenzen förderst. Der Trick dabei ist es die Aufgaben sich nicht zu hoch zu setzten, da sonst der Stress dem Flow überwiegt. Die Aufgaben sollten jedoch auch nicht zu einfach gesteckt werden, da dies sonst leicht zu Langweile und somit zur Ablenkung führen kann. Das Surfen oder das Wellenreiten zeigt dir ganz bewusst deine eigenen Grenzen auf. Sind die Wellen zu groß oder zu steil wirst du Schwierigkeiten haben raus zu kommen geschweige denn ein paar Wellen zu bekommen. Du hast deine subjektiven Fähigkeiten überschätzt, die Folge ist Stress. Ist der Swell hingegen klein wird dir leicht langweilig werden und du wirst versuchen an einen anderen Peak zu paddeln der deinen Fähigkeiten entspricht. Wie auch immer, es kommt nicht darauf an welches Level du hast; es kommt darauf an wie das Level der Herausforderung relativ zu den eigenen Fähigkeiten ist.
2. Konzentration auf das was Wir tun
Wenn du versuchst dein Horizont durch neue Herausforderungen zu erweitern ist deine ganze Aufmerksamkeit auf den Moment der Aktivität fokussiert. Du verfällst der Tätigkeit im vollen Umfang, so dass die Tätigkeit spontan – fast automatisch abläuft. Dies ist ein wesentlicher Charakterzug des flow-Erlebnisses. Deine Energie fließt leicht und du hast das Gefühl energievoll und entspannt zugleich zu sein. Du führst die Aktion aus um ihrer selbst willen. Der Zweck ist im flow zu bleiben und keine höheren Ziele dabei an- zustreben. Dies zeigt sich auch beim Klettern. Dein Ziel liegt zwar auch darin den Gipfel zu erreichen und letztendlich die grenzenlose Weite zu genießen. Jedoch “liegt die Mystik des Kletterns im Fels im Klettern” (ebd. 80). Genauso wie es beim Malen und Zeichnen die Aktion selbst ist und nicht das Produkt. Klettern hält dich im Fluss und du vergisst die Dinge die dich in dieser Situation stören würden. Im Gegensatz zu anderen Situationen besteht nicht die “Notwendigkeit einer Reflexion, da die Handlung uns wie durch Zauber weiterträgt” (ebd: 81).
3. deutliche Ziele (Well-defined goals)
Etwas das dir hilft den Flow zu erreichen ist die totale Klarheit darüber was man erreichen möchte. Wenn du zum Beispiel den Gedanken hast dich perfekt einer Situation oder Aufgabe zu stellen, der du in der Vergangenheit nicht erhaben warst oder du legst dir eine Strategie zu recht wie du eine bestimmte Situation meistern kannst. Es kommt immer darauf an wie man sich die Ziele gemäß dem eigenen Level setzt. Beim Biken wirst du vielleicht nicht stürzen wollen; vielleicht wirst du auch versuchen eine noch nicht vollzogene Distanz hinter dich zu bringen oder du versuchst deinen ersten berauschenden Back Flip. Egal welches Ziel du anstreben magst, es gilt sich immer das eigene Ziel sich vor Augen zu halten, welches man bewusst zu erreichen versucht. Wenn man gut definierte Ziele hat und die Latte nicht zu hoch hängt bekommt man ein direktes, klares Feedback, welches dir ermöglicht den Balken beim nächsten Mal ein wenig höher zu hängen.
4. unmittelbare Rückmeldung
Verfolgst du deine eigenen angestrebten Ziele, so kann es wertvoll sein, ein Feedback über das bereits Vollbrachte zu bekommen. Du erhältst somit eine direkte Rückmeldung, die dir sagt, ob du deinem Ziel ein Stück nähergekommen bist. Die Ausführung einer Tätigkeit liegt also in dem Gefühl der direkten Befriedigung. Dies mag bei sportlichen Aktivitäten präsenter sein als bei kreativen Akten. Jedoch kann es auch hier zu flow-Erlebnissen kommen, bei denen du eine Rückmeldung bekommst. Sie ist zwar nicht von vornerein bestimmt, jedoch entwickelt sie sich mit der Zeit und ab einem bestimmten Punkt erhält man auch hier ein Feedback, welches einem vorhält, ob man auf dem richtigen Weg ist oder nicht. So fängst du vielleicht ein Bild an zu malen bei dem du von vornerein nicht wissen wirst wie es aussehen wird. Ab einem bestimmten Augenblick kristallisiert es sich jedoch heraus und du bekommst auch hier ein Feedback über die Pinselstriche, die du bereits vollzogen hast wertvoll wird die Information des Feedbacks durch die darin verborgene Botschaft. “Das daraus erhaltene Wissen schafft Ordnung im Bewusstsein und stärkt die Struktur des selbst” (ebd 84).
5. tiefe-, mühelose Hingabe
Durch die Konzentration auf die Aufgabe ist es möglich die unangenehmen Aspekte des Lebens auszuklammern und für eine Zeit zu vergessen. Es bleibt einfach kein Raum für unwichtige Informationen. Es wird dir möglich sein in deine eigene Welt einzutauchen, die nur für dich selbst eine Bedeutung hat. Dein Selbstvertrauen wird höher sein als zu jedem anderen Zeitpunkt und die Welt ist für den einen Augenblick ohne Künstlichkeit. Wenn du beispielsweise anfängst auf einer Gitarre zu spielen und du die Fähigkeit entwickelst ihr ein paar Akkorde oder Töne abzugewinnen dann tauchst du möglicherweise in eine Welt ein, die dich komplett umhüllt. Die Mühe des Lernprozesses ist vergessen und du gibst dich ganz der Muse der Musik hin. Die Konzentration des “flow-Erlebnisses” verbunden mit den Zielen und Feedbacks schafft somit Ordnung im Bewusstsein und leitet den erfreulichen Zustand der Negentropie ein” (ebd.: 87).
6. Paradox der Kontrolle
Das Gefühl von Kontrolle über die eigene Tätigkeit fällt besonders in unangenehmen Momenten auf. Stell dir vor du bist in der Arktis oder Gefangener; selbst hier besteht die Möglichkeit des Flows. Hier besteht ein gesundes Gefühl, fähig zu sein, potentiell gefährliche Kräfte zu kontrollieren. Es gilt objektive (unvorhersehbare physikalische Ereignisse) von subjektiven (mangelnde Fähigkeiten) Gefahren zu unterscheiden. Diese subjektiven Gefahren gilt es durch Selbstdisziplin und vernünftige Vorbereitung auszuschließen. Sofern du schon einmal einen Basejump gemacht hast, mit dem Snowboard auf einen Berg gehikt oder freeriden warst. So wird es dir kaum gefährlicher erscheinen als wenn du in Berlin den Kuhdamm überquerst. Der Grund liegt darin, dass du keinen Einfluss auf die Autos hast die plötzlich auftauchen und dich erfassen können. Die Erfahrung, die du im Laufe der Zeit dir angeeignet hast, zeigt jedoch, dass du dem Sprung in die Tiefe oder dem Freeriden gewachsen bist auch wenn dies für andere Menschen verrückt erscheinen mag. “Man kann keine Beherrschung erleben, wenn man nicht bereit ist, die Sicherheit der schützenden Routine aufzugeben. Erst wenn der Ausgang zweifelhaft er- scheint und man in der Lage ist, diesen Ausgang zu beeinflussen, kann man erfahren, ob man eine Situation beherrscht” (ebd: 89).
7. Sorgen um das Selbst verschwindet
Der Verlust des Selbstgefühls kann mit der Meditation gleichgesetzt werden. Es birgt die Ausrichtung des Geistes. Du verfängst dich in einer Situation die ohne, dass du darüber nachdenken musst. Du musst keine bewusste Anstrengung unternehmen um dir bewusst zu werden, dass du das einzig Richtige vollführst. Du wirst eins mit der Umgebung, die Harmonie dominiert dein Tun und du verlierst dein Selbstgefühl. “Das Bewusstsein vom selbst taucht unter die Wahrnehmungsschwelle, die Information, die wir benutzen, um uns als das darzustellen, was wir sind. […] Der Verlust des Selbstgefühls kann zur Selbsttranszendenz führen, einem Gefühl, dass die Grenzen des Seins ausdehnen kann” (ebd. 93f). Es geht sogar soweit, dass man von einer Verwandtschaft zwischen dem Körper und der Umgebung spricht. “Wenn du all deine psychische Energie in deine Interaktion steckst – egal ob es mit einem anderen Menschen, einem Schiff, einem Berg oder einem Musikstück – wirst du Teil eines Systems. Das System erhält seine Form durch die Regeln der Aktivität; seine Energie entsteht aus der Aufmerksamkeit des Menschen” (ebd. 94). Dies wird dir vor allem in den Situationen klar bei dem du herausgefordert wirst das Beste zu geben. Du wirst herausgefordert das Beste zu geben. Gibst du dich dem Yoga hin so wirst du versuchen deine volle Energie in die Übungen zu stecken und du hast keine Zeit darüber nachzudenken ob du das Richtige tust. In diesem Moment schein Yoga das Einzige zu sein das für dein Bewusstsein existiert und was dich stärkt. Nach der Erfahrung wirst du demnach nichtmehr derselbe sein. Dein Horizont ist um Erfahrungen reicher geworden. Du hast neue Fähigkeiten erworben, dein Organismus ist durch neue Leistungen bereichert.
8. Gefühl von Zeitabfolgen verändern sich
Betrittst du eine Flow-Situation so ist es sehr wahrscheinlich das die subjektiv empfundene Zeit nicht der objektiven Dauer entspricht. Deine Aktivität gibt wahrhaftig den Rhythmus der Zeit vor. Minuten können dir wie Sekunden vorkommen Stunden werden zu Minuten. Du befreist dich aus der Tyrannei der Zeit. Vor allem beim Lesen, bei dem das Buch dich in seinen Bann zu ziehen versucht, kann es leicht zu einer gefühlten Verschiebung der Zeit kommen. So empfindest du, im flow des Lesens, ein subjektiv anderes Zeitempfinden. Blickst du aus dem Buch heraus so scheint es dir, als ob du die Kapitel nur so überflogen hast obwohl seit der Zuwendung Stunden vergangen sind. Diese Erregung trägt dazu bei das du dich vollständig in der Situation auflöst und die Zeit aus den Augen verlierst.
